Ins blanke Messer by Luc Deflo

Ins blanke Messer by Luc Deflo

Autor:Luc Deflo [Deflo, Luc]
Die sprache: deu
Format: mobi, epub
ISBN: 9783426559079
Herausgeber: Knaur eBook
veröffentlicht: 2012-05-14T22:00:00+00:00


30

Dirk Deleu saß im Bistro Croissy, aß ein Brötchen mit Currygeflügelsalat und blickte gelangweilt auf seine Rolex. Halb fünf am Freitagnachmittag. In einer halben Stunde ist es aus und vorbei. Die Ruhe vor dem Sturm.

Er trank von seinem Milchkaffee und versuchte, seine Gedanken zu ordnen. Meistens war so ein stilles Eckchen irgendwo in einer Kneipe oder einem Bistro genau der richtige Ort dafür, aber diesmal wollte es ihm nicht recht gelingen.

Wofür soll ich mir noch weiter den Kopf zerbrechen? Fall abgeschlossen, alles unter Dach und Fach.

Deleus Gedanken schweiften ab zu Frank Tack. Er versuchte, konkrete Anhaltspunkte dafür zu finden, warum er den Mann nicht leiden konnte, aber auch das gelang ihm nicht. Vielleicht sollte er lieber rüber ins Cirque gehen, wo Tack seinen Erfolg ausgiebig feierte. Nach ihrem Besuch bei Bosmans in dessen Amtsräumen hatte der frischgebackene Chef das ganze Team zum Sekt eingeladen, und jetzt hauten sie mächtig auf den Putz. Das Zechgelage war derart aus dem Ruder gelaufen, dass die Stammgäste ihr

Heil in der Flucht gesucht hatten. Alain, der joviale Wirt des Cirque, stand draußen auf dem Bürgersteig und raufte sich die Haare.

Widerwillig biss Deleu von seinem Brötchen ab. Tack hatte die ganze Gesellschaft auch noch ins Marmiet zu einem üppigen Essen eingeladen, aber er hatte das Angebot seines »Vorgesetzten« dankend abgelehnt. Hier saß er nun.

Ein Johlen draußen erregte seine Aufmerksamkeit, doch es waren nicht seine Kollegen, sondern ein Grüppchen ausgelassener Studenten, die ihren Abschluss feierten, in bekleckerten Overalls, mit Riesenschirmmützen und natürlich Literflaschen Bier in den Händen.

Deleu seufzte und schlürfte an seinem Kaffee. Gott sei Dank war es nicht mehr ganz so heiß, die Hitze konnte einem wirklich an die Substanz gehen. Trotz des kühleren Wetters fühlte er sich erschöpft. Er schloss die Augen und rekonstruierte die Ereignisse des Tages.

Bosmans hatte sie in sein Amt in Brüssel zitiert, allerdings nicht, um ihnen überschwenglich zu gratulieren. Lediglich ein paar trockene Dankesworte hatten sie geerntet. Während Tack Bericht erstattete, hatte Trentels jedes Wort protokolliert. Handschriftlich. Du meine Güte! Nur noch das Durchschlagpapier hat gefehlt.

Jos Bosmans hatte das Team mit einem kurzen Nicken verabschiedet, nachdem sein Büroleiter allen einen Tag Urlaub zugebilligt hatte. Einen Tag Urlaub, na toll! Als könne man diesen Fall für vierundzwanzig Stunden vergessen und danach wieder zur Tagesordnung übergehen. Das war, als führe er mit Barbara und den Kindern für einen Tag ans Meer und lebte am nächsten Tag wieder als Junggeselle.

Deleu kippte den letzten Rest Kaffee hinunter. In zwei Tagen sollte die Gegenüberstellung zwischen Marouf und Abram stattfinden. Plötzlich fielen ihm die Worte des alten Commissaris wieder ein. Marouf und Abram. Die stecken doch unter einer Decke. Der eine kontrolliert den Straßenhandel, der andere organisiert das Ganze von seinem Sitz im Stadtrat aus.

Der Ermittler runzelte die Stirn. Warum hat Abram seinen Freund und Beschützer angeschwärzt? Er rieb sich mit beiden Händen die Augen. Vielleicht wäre es gar keine schlechte Idee, diesen ergrauten Commissaris, den Bosmans inzwischen beurlaubt hat, noch mal besuchen zu gehen. Inoffiziell. An meinem freien Tag. Er verzog die Lippen zu einem Grinsen. Bosmans in Brüssel.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.